Deichstadtvolleys gewinnen hart umkämpftes Topspiel
Spannung pur in der Halle des Rhein-Wied-Gymnasiums und im Livestream: Mit einem 3:2-Sieg (23, -23, 23, -16, 12) gegen einen sehr starken SV Lohhof verteidigte der VC Neuwied seinen Tabellenplatz und machte Trainer Dirk Groß ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.
Während der Kader der Gäste aus Lohhof um drei Spielerinnen und Headcoach Dr. Kiesling reduziert war, musste Dirk Groß wie befürchtet noch auf Lisa Guillermard verzichten. Kaya Schulz blieb in der Startformation. Das Spiel begann zunächst nachdenklich mit einer Schweigeminute für die Opfer der Amokfahrt in Trier.
Gleich zu Beginn des Satzes zeigte sich das Konzept der Trainer: Neuwied setzte auf seine zahlreichen Angriffsvarianten über die Außenpositionen und die Angriffsmitte. Lohhof seinerseits versuchte, durch riskante und druckvolle Aufschläge, die Neuwieder Ballannahme unter Druck zu setzen, um so Isabelle Marciniak bei ihrer Regiearbeit zu stören. Beide Konzepte sollten in den unterschiedlichen Spielphasen ihre Wirkung entfalten.
Der gesamte erste Durchgang verlief dem entsprechend knapp, bei Neuwieder 8:7-Führung fand die erste technische Auszeit statt, bei der zweiten lagen die Deichstadtvolleys mit 15:16 hinten, schließlich stand es 20:20. Lohhof hatte die Neuwieder Mittelangreiferinnen weitgehend ausgeschaltet, Neuwieder Punkterfolge gab es zum einen über Sarah Kamarah und die sehr stark aufspielende Maike Henning über die Außenpositionen, auch über Blockerfolge von Amanda Brown und Rachel Anderson. In der Schlussphase des Satzes gelang es den Deichstadtvolleys ihrerseits, die Münchnerinnen mit guten Aufschlägen unter Druck zu setzen und dann mit erfolgreicher Blockarbeit zum Erfolg zu kommen – ein erstes Aufatmen nach dem 25:23 war hörbar.
Wer gedacht hatte, der Lohhofer Widerstand sei in der Schlussphase des ersten Satzes gebrochen worden, sah sich in der Folge getäuscht. Lohhof legte in der Annahmestärke noch eine Schippe zu, folglich gewann der eigene Angriff wieder an Ezienz und so zwang man den Neuwieder Trainer schon früh (1:5), die erste taktische Auszeit zu nehmen, um Lohhof daran zu hindern, sich weiter abzusetzen. Maike Henning gelang es in dieser Phase, mit gelungenen Einzelaktionen den Schaden zu begrenzen. Lohhofs Trainerin Claudia Mürle war nun ihrerseits gezwungen, nacheinander ihre Auszeiten zu nehmen. Trotzdem glich Neuwied aus und lag bei der zweiten technischen Auszeit mit 16:14 vorne.
Entwarnung nach den taktischen Rochaden der Trainer? Nein, denn Lohhof gelang es erneut, wieder das Spiel mit dem probaten Mittel des Aufschlagsdruckes an sich zu reißen, der Neuwied zur Ungenauigkeit in der Annahme zwang, die Angriffsmöglichkeiten einschränkte. So konnte sich keiner der Kontrahenten den entscheidenden Vorsprung zu verschaffen, Lohhof glich zum 23:23 aus und zwang den Neuwieder Trainer damit zu einer erneuten Auszeit. Schließlich ersetzte er noch Kaya Schulz durch Hannah Dücking, konnte aber den 23:25-Satzverlust nicht mehr verhindern. Der dritte Durchgang zeigte wieder ein anderes Bild: Hannah Dücking blieb auf dem Feld. Die Deichstadtvolleys stellten die Schwächen ab, waren im eigenen Aufschlag, in der Annahme und Feldabwehr deutlich verbessert und konnten nun demonstrieren, was sie in der 2. Bundesliga bislang auszeichnete. Isabelle Marciniak konnte jetzt die Bälle ruhiger verteilen, die Mittelblockerinnen konnten sich wieder offensiver in Szene setzen und auch die Außenangreiferinnen durften sich die Verantwortung, den Großteil der Punkte zu erzielen, wieder mit den Kolleginnen teilen, die sich nicht nur durch gelungene Blockaktionen sondern auch durch Schnellangriffe auszeichnen konnten. Mit 25:15 für Neuwied endete einer der bislang besten Sätze der Saison.
Nach dieser Demonstration Neuwieder Spielstärke rechnete kaum noch jemand damit, dass Lohhof noch einmal in die Partie zurücknden sollte, vielleicht auch die Deichstadtdamen nicht, doch auf jeden Fall zerriss sich Lohhof in der Abwehr, fand über das Kämpfen ins Spiel zurück und protierte von einer in dieser Phase sehr geringen Verwertung der Neuwieder Angriffe, was zu vielen langen Ballwechseln führte, die Lohhof meist für sich entscheiden konnte. Neuwied führte in dieser kampfbetonten Phase sogar einmal mit 11:10 Punkten, doch dann setzte sich Lohhof Punkt für Punkt durch. Dirk Groß nahm kurz hintereinander seine beiden taktischen Auszeiten, konnte aber nichts mehr abwenden, Neuwieder Eigenfehler häuften sich. Gegen Satzende dann der Schnitt: Groß beorderte seine Leistungsträgerinnen Maike Henning und Isabelle Marciniak zum Verschnaufen auf die Bank und ließ Kaya Schulz und Anne Hauck den Satz zu Ende bringen, 16:25 hieß es am Satzende. Vorteil Lohhof?
Der Tiebreak musste nun über den zweiten noch zu vergebenden Tabellenpunkt entscheiden. Groß ließ jetzt wieder seine Stammsechs, wieder mit Hannah Dücking, agieren. Es folgte zunächst die Phase der Rachel Anderson, die mit starken Aufschlägen, im Block und mit Schnellangriffen zur Topscorerin ihrer Mannschaft wurde, der sie im Tiebreak den vielleicht entscheidenden Punktvorsprung verschaffen konnte. Schon beim 5:3 beantragte Lohhof seine erste Auszeit, mit 8:4 für Neuwied wurden ein letztes Mal die Seiten gewechselt. Obwohl die Schleißheimerinnen immer in Schlagweite blieben, ließ sich Neuwied die Führung nicht mehr nehmen. Die Deichstadtvolleys schafften es im Endspurt schließlich sogar, die überragende Lohhofer Angreiferin Joana Hurler, von Groß nach Spielschluss zur besten Lohhofer Spielerin gewählt, im Block in den Griff zu bekommen. So war es folgerichtig, dass es eben diese Blockaktion von Amanda Brown und Hannah Dücking war, die dem Spitzenspiel mit 15:12 ein Ende bereitete.
Spielerin des Tages wurde auf Neuwieder Seite Amanda Brown, von Streamkommentator Fabian Mohr in einem kleinen aber treffenden Versprecher in „Amanda Block“ umgetauft. Sehr zufrieden war der Neuwieder Trainer, dem seine Spielerinnen mit dem Sieg ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk bereitet hatten, nach dem Matchball. Es sei ein echtes Spitzenspiel zwischen zwei starken Mannschaften gewesen, resümierte er. Beide Mannschaften hätten ein hohes Niveau gezeigt mit guten Angriffen und guter Abwehr. Beide Teams seien nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen „Die mentale Stärke unserer Mannschaft hat aber am Ende den Ausschlag gegeben, denn es ist uns immer wieder gelungen, für jedes sich stellende Problem eine Lösung zu nden und anzuwenden.“
Durch diesen Sieg setzten sich die Neuwiederinnen vor dem VC Wiesbaden, der erst am Sonntag in Stuttgart zum Duell der Bundesligareserven antreten muss vorläug auf den ersten Tabellenplatz. Dort dürfen sie schon einmal Gipfelluft schnuppern… (hw)
Die Deichstadtvolleys: Church, Marciniak, Henning, Brown, Anderson, Hauck, Dücking, Kamarah, Schulz, Bösling, Hoffmann; Trainer: Dirk Groß
Am nächsten Sonntag um 15 Uhr treten die Deichstadtvolleys um 15 Uhr beim TV Dingolng an. Es gibt einen Live-Stream.
Das Video zum Spiel