Derbysieg in Wiesbaden – Deichstadtvolleys erobern Tabellenspitze
In einem mit Spannung erwarteten Spiel setzten sich die Deichstadtvolleys mit 3:0 Sätzen beim VC Wiesbaden durch und übernehmen so die Tabellenführung der 2.Bundesliga. Dabei waren die Vorzeichen nicht günstig, nachdem zur Wochenmitte klar geworden war, dass Maike Henning wegen einer Schulterverletzung nicht auf der Annahme- und Außen- angreifer-Position würde spielen können. Zu befürchten war also, dass die Neuwieder nicht den notwendigen Druck auf der Außenposition würden aufbauen können und auch in der Annahme und Feldabwehr geschwächt seien. Alles kam aber ganz anders.
Die erste Überraschung zeigte sich vor Beginn der Partie. Die abwehrstarke Maike Henning saß nicht auf der Auswechselbank, sondern hatte das Liberatrikot übergestreift, die etatmäßige Libera Anna Church rückte ihrerseits in den Außenangriff und wurde so zu einer Unbekannten für die gegnerischen Scouts. Kaya Schulz erhielt diesmal den Vorzug auf der zweiten Außenposition. Die Taktik von Dirk Groß sollte sich als Glücksgriff erweisen. Es entfaltete sich von Beginn an ein zunächst gleichwertiges Spiel, bei dem Neuwied gut mithielt und seine Punkte wie zu erwarten durch Schnellangriffe über die Mittelpositionen erzielte. Trotzdem lag man zwar zur technischen Auszeit noch mit 8:6 vorne, doch dann entfaltete Wiesbaden den zu erwartenden Aufschlagdruck, der den Deichstadtvolleys in Annahme und Zuspiel Probleme bereitete. Der Wiesbadener Talentschuppen lag so zur zweiten Pause mit 16:12 vorn. Sollten die Pessimisten recht behalten?
Doch die Groß-Schützlinge reagierten routiniert: Spielführerin Sarah Kamarah gelang es nun ihrerseits durch eine Aufschlagserie Wiesbaden Probleme zu bereiten, seine Außenan- greiferinnen freispielen zu können. So war deren Trainer Jeuk gezwungen, sein Team bei Neuwieder 22:19-Führung an die Seitenlinie zu bitten. In der Folge entwickelte sich der Spannungshöhepunkt einer Spitzenpartie. Ständig wechselte die Führung, Wiesbaden hatte schon Satzball, doch die Deichstadtvolleys reagierten taktisch diszipliniert, konnten ihrerseits den Aufschlagdruck erhöhen, Eigenfehler weitgehend vermeiden und schließlich den Satz mit 29:27 gewinnen. Oft ist es im Volleyball so, dass der Gewinn eines umkämpften Satzes psychologische Vorteile bringt. So auch den Deichstadtvolleys. Mit starken Aufschlägen und guter Blockleistung wurden die erstligaerfahrenen Wiesbadener Außenangreiferinnen weiter ausgeschaltet. Anna Church und Maike Henning kamen immer besser mit ihrem Positionstausch zurecht und die Deichstadtvolleys konnten ein Angriffsfeuerwerk abbrennen, wobei einmal mehr die US-Formation Akzente setzte. Mit 25:16 hatten die Neuwieder Gäste schließlich einen weiteren Etappensieg errungen.
Im dritten Durchgang entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Wiesbaden entdeckte zunächst seine kämpferischen Qualitäten wieder und verunsicherte Neuwied in den ersten Spielphasen. So deutete vieles schon auf einen Satzgewinn der Hessinnen hin, lagen diese doch bei den technischen Spielunterbrechungen mit 8:5 und 16:14 vorn. Routiniertes Spiel und gute Chancenverwertung auf Neuwieder Seite sorgten erneut für die Wende. Anna Church setze sich mehrfach im Angriff durch: 18:18. Gelungene Blockaktionen, Aufschlagasse und schnelle Bälle in der Mitte, diesmal durch Rachel Anderson, sorgten schließlich mit 25:20 für die Entscheidung: Unerwartet klar entführten die Deichstadtvolleys 3 Punkte aus Wiesbaden und sind jetzt mit noch immer einem Spiel weniger und zwei Punkten Vorsprung Tabellenführer!
Rachel Anderson wurde aus einem insgesamt starken Team zur Spielerin des Tages gewählt.
Glückwünsche folgten auch von Wiesbadener Seite: „Die Neuwieder Mittelblockerinnen haben mir besonders gut gefallen. Dank unserer schwachen Aufschläge und dem heute fehlenden Elan hat Neuwied völlig verdient gewonnen“, zollte die 2. Vorsitzende Chr. Färber den Deichstädterinnen Lob. Unsere Außenangreiferinnen haben allerdings auch die Doppelbelastung, in der 1. und 2.Liga spielen zu müssen. Unsere 2.Mannschaft trägt dies toll mit!“
VCN-Trainer Dirk Groß hingegen war überraschender Weise nicht ganz zufrieden. „Natürlich bin ich glücklich über den wichtigen Sieg, aber wir haben heute trotzdem nicht unser bestes Spiel gezeigt. Es gibt noch einige Baustellen, an denen wir arbeiten müssen“. Der Positionstausch zwischen Maike Henning und Anna Church sei erst im Vormittagstraining geplant und erprobt worden. „Ein großes Lob an Maike und Anna für das gute Funktionieren. Ein Lob aber auch an Kaja, die heute erfolgreich durchgespielt hat“. (hw)