Deichstadtvolleys unterliegen dem Favoriten
Neuwied: Die LiB Aachen nahmen im Westderby beim VC Neuwied erwartungsgemäß drei Punkte mit. Trotz des 18:25, 23:25, 18:25 enttäuschte der Neuling seine 300 Zuschauer nicht, die einen unterhaltsamen Volleyballabend erlebten.
Dies lag nicht zuletzt an den äußeren Bedingungen: 50 Volleyballfans aus Aachen hatten den Weg an den Mittelrhein gefunden, eine Fangruppe der benachbarten EHC Neuwied „Die Bären“ leistete den Deichstadtvolleys lautstarke Schützenhilfe und man zeigte gemeinsam, was die Sportstadt Neuwied, die sich jetzt auch noch als Bundesligastandort entwickelt, an Sportunterhaltung zu bieten hat.
Das Spiel stand dabei natürlich im Mittelpunkt: Da sich Alexis Conaway am Morgen als letztes Grippeopfer krank gemeldet hatte, blieben Dirk Groß einmal mehr nur wenige Optionen: Maike Henning und Lauren Matias waren auf der Außenposition einzige Wahl (beide machten ihre Sache aber sehr gut), Maddy Halteman spielte als Stellerin durch und die rekonvaleszente Lexi Pollard stand in der Startaufstellung, tauschte gegen Satzende aber mit Kapitänin Sarah Kamarah. Als bei Neuwieder 8:7-Führung zur ersten technischen Auszeit gebeten wurde, zeigte sich, dass die Deichstädterinnen einmal mehr gewillt waren, mit Unterstützung der Zuschauer den Kampf mit dem Tabellendritten aufzunehmen, Aachen wirkte abgeklärter und setzte die Heimmannschaft mit Aufschlägen unter Druck. Die Ladies konnten in dessen Folge ein planvolleres Angriffsspiel entfalten, Neuwied kam mit Einzelaktionen, in dieser Phase besonders mit Blockaktionen oder Schnellangriffen durch Rachel Anderson, zu Punkterfolgen. Dirk Groß nahm in kurzer Folge zwei Auszeiten, konnte aber nicht verhindern, dass die Kaiserstädterinnen sich einen satzentscheidenden Vorsprung von 5 Punkten erspielten und den Satz, begünstigt durch eine Reihe Neuwieder Einzelfehler und eigene starke Spielzüge, oft über die spätere MVP Eva Hodanova, mit 18:25 eintüten konnten. Es stellte sich aber auf den Rängen die Frage, ob hier mehr möglich gewesen wäre?
Diese Frage konnten die Gastgeberinnen auch im zweiten Satz nicht schlüssig beantworten: Man begann wie man den ersten Satz beendet hatte: Zur ersten Wischpause lag Neuwied mit 5:8 im Hintertreffen. Die Aufschläge waren insgesamt zu schwach, um Aachen damit nachhaltig unter Druck setzen zu können. Dann aber folgte der spannendste Teil des Abends: Die kleine Neuwieder Sporthalle erlebte eine Stimmung wie selten zuvor, als sich die Deichstadtvolleys herankämpften: Maike Henning und Lauren Matias kamen mit überlegt temperierten präzisen Angriffen immer wieder zu Erfolgen, Sarah Kamarah steuerte ein Aufschlag-As bei und bei 11:11 war erstmalig der Einstand erreicht. Doch wie häufig an diesem Abend unterliefen Neuwied auch immer dann einige Nachlässigkeiten in Folge, wenn man sich unter dem Jubel der Volleyball- und Eishockeyfreunde herangekämpft hatte. So musste man sich erneut heranarbeiten, was beim 17:17 dann erreicht war, die Crunchtime war angebrochen. Im Gleichschritt steuerte man den 23:23-Gleichstand an – am Ende hatte Aachen etwas mehr Glück und die besseren Nerven: ein diskutierter Linienball und ein Neuwieder Aufschlagfehler; die Deichstadtvolleys waren einmal mehr an einem Satzgewinn gegen einen Favoriten vorbeigeschrammt.
Hierüber wurde nach Spielende am meisten diskutiert, wobei sich Neuwieds Vize-Kapitänin Anna Church, die Libera wurde heute zur besten Spielerin ihres Teams gewählt, selbstkritisch zeigte. „Hier liegt der größte Unterschied zwischen uns und den etablierten Teams der Bundesliga. Wir sind noch eine Zweitligamannschaft, der Aufsteiger, und haben in solchen matchentscheidenden Phasen noch keine Erfahrung. Wir müssen immer wieder in solche Situationen kommen, um sie schließlich mit mehr Selbstvertrauen bewältigen zu können. Auch den Druck müssen wir trainieren. Wir brauchen Zeit, aber wir werden es erreichen“, fügt sie optimistisch hinzu.
Aachen hatte jetzt den Widerstand der Deichstädterinnen gebrochen. Ohne zu enttäuschen lief man im dritten Satz dem Aachener Punktevorsprung hinterher, auch eine Serie guter Aufschläge vom Maddy Halteman und einige wuchtige Angriffe von Lauren Matias konnten dem Spiel keine Wendung mehr verschaffen – die Zuschauer in beiden Lagern aber hatten allen Grund, sich für einen gelungenen Abend zu bedanken.
Dies war auch Tenor der Stellungnahmen nach Spielende. Aachens Trainer Guillermo Gaillardo bedankte sich beim Aachener Fanblock für die Unterstützung gegen eine Mannschaft mit Zukunft, die sich sehr gut präsentiert habe. Dirk Groß nahm diesen Faden auf und wies zurück, dass jetzt bald mal gegen einen schwächeren Gegner ein zählbarer Erfolg fällig sei, wo man doch jetzt gegen eine Spitzenmannschaft wieder ein achtbares Ergebnis erzielt habe. „Wir sind Tabellenletzter, also ist jeder, gegen den wir spielen müssen, stärker und Favorit. Deshalb müssen und wollen wir immer unserer letztes geben, egal ob gegen den Ersten oder gegen den Tabellenvorletzten. Es war aber heute ein schönes Spiel, viel Kampf und wir haben eine sehenswerte Leistung gezeigt“.
Ein Wort des Dankes richtete er auch ab die Fans der Neuwieder Bären und der Ladies in Black. „Die eher passiven Zuschauer wurden von beiden Fangruppen rechts und links animiert mitzugehen, das entwickelt unsere Fankultur und auch unsere Spielrinnen lernen, in begeisterten Hallen cool aufzutreten. Das hat uns z.B. in Wiesbaden mit seinen 1000 lauten Fans noch gefehlt!“
Auch seine Spielerin Rachel Anderson wird den Spielabend in positiver Erinnerung behalten. „Heute war dank der Eishockeyfans eine Superstimmung in der Halle. Das hat viel Spaß gemacht und wir würden uns freuen, wenn die Bärenfans uns wieder besuchen. Wir waren auch schon beim Eishockey und haben deren amerikanische Spieler getroffen. Wenn wir kein Training haben, würden auch wir dort gerne wieder zu Gast sein“.
(hw)
Die Deichstadtvolleys: Church, Pollard, Henning, Anderson, Halteman, Watson, Bevan-Matias, Kamarah, Marciniak, Trainer Dirk groß
Ladies in Black: Dowd, Vedder, Hodanova, Poll, Cesar, Kalinouskaya, Schwertmann, Kosekova, Clark, Löcker, Cesar; Trainer Guillermo Gaillardo