Deichstadtvolleys: Etwas Licht und einiger Schatten in Suhl
Suhl
Mit einer 3:1-Niederlage (25:22, 10:25, 18:25, 16:25) kehrten die Deichstadtvolleys am frühen Sonntagmorgen aus Südthüringen zurück. Im Gepäck hatten sie den zweiten Satzgewinn in der Bundesliga, aber auch die Erkenntnis, dass der Neustart nach der Coronapause noch holprig verlaufen war. Die Zuschauer in der Wolfsgrube hatten einen Arbeitssieg ihres Teams erlebt.
Die Deichstadtvolleys - nach zwei Wochen mit coronabedingten Trainingseinschränkungen - starteten mit Isabelle Marciniak im Zuspiel, Lexi Pollard diagonal. Neben den beiden verbliebenen Mittelblockerinnen setzte Dirk Groß sein Vertrauen in Maike Henning und Lauren Matias als Außenangreiferinnen.
Einmal mehr waren die ersten Ballwechsel eine Vorausdeutung auf den weiteren Spielverlauf: Beide Teams leisteten sich Eigenfehler, die Gastgeberinnen wirkten gegen den Neuling etwas pomadig, was es diesem ermöglichte, das vorgegebene Spielniveau zu halten. So lag Neuwied zur ersten technischen Auszeit mit einem Punkt im Rückstand, glich zwischenzeitlich aus und lag dann mit 16:14 vorne. Der Neuling profitierte von Unkonzentriertheiten Suhls, spielte couragiert mit, bewies kämpferische Qualitäten, steigerte in dieser Spielphase die Qualität der Annahme, was zu individuellen Erfolgen in Angriff und Block führte. Die Deichstadtvolleys kamen so zu einem 2-Punkte-Vorsprung, den sie zum 25:22-Erfolg ins Ziel bringen konnten. Suhls Trainer Hollósy sah sich in dieser Phase sogar genötigt, seiner Hauptangreiferin Danielle Harbin eine Pause zu gönnen. „Neuwied war sehr motiviert“, erklärte er den Satzverlust. Meine Mannschaft ist noch sehr jung und hatte Schwierigkeiten, den Druck, gegen den Aufsteiger gewinnen zu müssen, zu verarbeiten. Dies hat Neuwied ausgenutzt. Ich hatte dann die Befürchtung, dass es heute für uns sehr schwer werden könnte…!“
Ab Satz 2 musste er diese Angst allerdings nicht mehr haben. Suhl stellte Fehler, vor allem im Aufschlag, ab, konnte so mehr Druck auf Neuwied ausüben, was dort zu einer größeren Zahl an Eigenfehlern in Abwehr und Annahme führte. Zuspielerin Isabelle Marciniak, die in der zweiten Satzhälfte von Maddy Halteman abgelöst wurde, lief sich die Füße heiß, so dass Schnellangriffe über die Netzmitte die Ausnahme blieben und Angriffe über die Außenpositionen entweder zu wenig druckvoll ausfielen oder Beute des großen Suhler Blocks wurden. Neuwied erlitt zur Satzmitte hin einen Einbruch und wurde bis zum 10:25 demontiert. Auch Einwechslungen von Sarah Kamarah und Alexis Conaway brachten keine nachhaltige Verbesserung.
„Wir haben in jeder Beziehung einen sehr guten 1. Satz gezeigt“, kommentierte Dirk Groß nach Spielschluss. „Danach haben wir aber alle unsere Qualitäten nicht mehr gebracht, und, wir haben zum ersten Mal mehr Angriffsfehler gemacht als Angriffspunkte. Wir haben noch kein Erstliganiveau erreicht, Suhl aber ist eine Top-Mannschaft!“
Im dritten Durchgang gelang es den Deichstadtvolleys dann aber zunächst, sich bietende Chancen besser zu nutzen. So klappte es bisweilen, Rachel Anderson mit Schnellangriffen in Szene zu setzen oder einige Blockerfolge zu erzielen. Sarah Kamarah konnte den hohen Suhler Block erfolgreich anschlagen oder Maike Henning Übersicht beweisen. Die Deichstadtvolleys lagen kurz in Führung, aber ab der Satzmitte zeigte sich wieder der von Dirk Groß angesprochene Klassenunterschied: Suhl legte einen Gang zu, machte weniger Fehler und brachte den Satz mit 25:18 ins Trockene.
Im 4.Satz versuchte Dirk Groß es mit der größer gewachsenen Alexis Conaway für Maike Henning im Außenangriff, doch führte dies zu keiner merklichen Verbesserung des Neuwieder Spiels: Neuwied kämpfte zwar in der Abwehr, nutzte Abstimmungsfehler im Suhler Team zu Erfolgen, Rachel Anderson machte mit Blockaktionen auf sich aufmerksam, was ihr auch die Wahl zur besten Neuwieder Spielerin einbrachte. So verlief der Satz bis zum 14. Punkt ausgeglichen, dann aber ging die Neuwieder Gegenwehr allmählich zu Ende. Die Abstimmung ging verloren, Eigenfehler häuften sich, erspielte Chancen konnten wieder nicht konsequent genutzt werden, Suhl erhöhte den Aufschlagsdruck, Isabelle Marciniak hatte weite Wege zum Ball zu laufen. So sanken die Variationsmöglichkeiten im Neuwieder Spiel und der Suhler Block hatte oft leichte Beute bis zum finalen 25:16.
Dieser Unterschied zwischen dem Liganeuling und dem Playoff-Kandidaten dürfte es sein, was den Neuwieder Trainer bewogen haben mag, die kroatische Zuspielerin Jaksetic zur Spielerin des Tages zu wählen.
Deren Neuwieder Kollegin Isabelle Marciniak reflektierte die Facetten des abgelaufenen Spiels. „Nach der Quarantänepause waren wir total motiviert und hatten viel Lust zu spielen. Vielleicht hat uns aber der gewonnene erste Satz so überrascht, dass wir dann leistungsmäßig abgebaut haben?“ Ihr Trainer stimmt damit nur zum Teil überein, sieht aber auch in einer Einzelkritik, dass das Potenzial seiner Mannschaft noch nicht ausgeschöpft ist: „Auf jeden Fall wollen wir jetzt auf die Leistungen im 1.Satz aufbauen, die auch zuversichtlich machen, die Saison dauert hoffentlich noch etwas an…!“
(hw)
VfB Suhl LOTTO Thüringen:
Wiblin, Harbin, de Zwart, Meijers, Haneline, Lohmann, Pallag, Jaksetic, Meis; Trainer Laszlo Hollósy
Die Deichstadtvolleys:
Church, Pollard, Marciniak, Henning, Conaway, Anderson, Halteman, Watson, Bevan-Matias, Kamarah, Barke, Slover; Trainer Dirk Groß