Laura Broekstra nach Schwerin - Linda Andersson nach Neuwied
Neuwied, Schwerin
Faustdicke Transfer-Überraschung in der Frauen Volleyball Bundesliga: Palmberg Schwerin leiht sich bis Saisonende die Neuwieder Mittelblockerin Laura Broekstra (26) aus. Gleichzeitig verpflichtet Neuwied die schwedische Nationalspielerin Linda Andersson (25) für die freigewordene Position. Wie beide Clubs mitteilen, konnten die Transfers rechtzeitig vor Abschluss der heute endenden Wechselfrist getätigt werden, beide Spielerinnen sind ab dem 01.02. für ihre neuen Vereine spielberechtigt.
Es war ein ganz und gar unerwarteter Anruf aus Schwerin: Am vergangenen Dienstag meldete sich der Rekordmeister beim VC Neuwied. Ob man sich vorstellen könne, bis zum Ende der Saison die 26-jährige Laura Broekstra nach Schwerin auszuleihen. Schwerin reagiert damit auf die längeren Ausfälle zweier seiner Mittelblockerinnen, um in DVV-Pokal, Bundesliga und Europapokal Entlastung zu schaffen. Die Anfrage aus Mecklenburg-Vorpommern ist keineswegs eine Notlösung, wie Headcoach Felix Koslowski deutlich herausstellt: „Laura hat eine gute Entwicklung genommen und in der ersten Saisonhälfte ihre Sache in Neuwied sehr gut gemacht. Sie ist unsere absolute Wunschkandidatin.“
Für Headcoach Tigin Yağioğlu und Deichstadtvolleys-Geschäftsführer Manohar Faupel stellten sich damit drei zentrale Fragen: Wie kann man es Broekstra ermöglichen, diese Chance zu nutzen, was bringt die Ausleihe für Spielerin und Verein und wie besetzt man die Position neu?
Dass Broekstra das Potential hat, bei einem Topteam in der Liga einzuspringen, liegt für Yağioğlu auf der Hand. „Wir sind sehr stolz, dass wir von einem der größten Vereine und einem der besten Trainer in Deutschland eine solche Anfrage bekommen haben. Und dies für eine Spielerin, die ich aus der zweiten Liga ins Oberhaus begleitet habe und die, für mich unerklärlich, immer unter dem Radar der Erstligisten geblieben ist. Auch wenn es für uns einige Veränderungen mit sich bringt, so helfen wir gerne Schwerin in einer wichtigen Phase ihrer Saison, zumal die Ausleihe für Laura ein Entwicklungsbooster wird.“
Natürlich war für Yağlıoğlu und Faupel ein weiteres Argument, dass Broekstra bereits für die kommende Saison 2023/24 unterschrieben hat. „Interessanterweise hat Laura bei Vertragsunterzeichnung für sich formuliert, dass sie in der nächsten Saison mehr in die Verantwortung genommen werden und sich im Team einbringen möchte. In den 3,5 Monaten in Schwerin kann Laura auf sehr hohem Niveau trainieren, sogar international Erfahrung sammeln und diese der Neuwieder Mannschaft zurückgeben“, so Yağioğlu.
Die Entscheidung für die vorgeschlagene Ausleihe fiel daher einvernehmlich und positiv aus. Broekstra brauchte keinen halben Tag für ein „ja“, Yağioğlu konnte dem Modell zu 100% zustimmen, weil er das Entwicklungspotential seiner Spielerin maximal ausgeschöpft sehen möchte. Und auch für Faupel hat die Ausleihe nur Vorteile: „Es ist eine Riesenchance für Laura, die sie sich hart erarbeitet hat. Auch wenn es kurzfristig eine Veränderung für das Team bedeutet, mittelfristig profitieren wir mit Laura von einer Spielerin, mit der wir bereits für die nächste Saison geplant haben und die für Neuwied mit einem deutlichen Mehrwert an den Start geht.“
Auch Laura Broekstra war von dem plötzlichen Angebot zunächst überrascht: „Ich freue mich aber sehr, dass ich die Möglichkeit bekomme, mich in Schwerin weiterzuentwickeln. Diese Chance werde ich definitiv nutzen. Mein Ziel ist es sportlich und menschlich dazuzulernen. Ich fühle mich in Neuwied sehr wohl und freue mich, im Sommer mit den neuen Erfahrungen zum VCN zurückzukehren“.
Für den Geschäftsführer der Deichstadtvolleys ist Broekstras Entwicklung eine Bestätigung des Neuwieders Projekts, auf junge bzw. unbekannte Talente aus der 2.Liga zu setzen, sein Blick geht dabei auch in Richtung der SCU Emlichheim, Broekstras Heimat- und Ausbildungsclub in der Zweiten Liga Nord. Dort ist Wilko Vennegerts, Geschäftsführer SCU Emlichheim, sehr beeindruckt: „Es macht uns echt stolz zu sehen, dass Laura Broekstra in ihrer sportlichen Entwicklung nach Leverkusen in Neuwied noch einmal einen Sprung gemacht hat und dies auch von Volleyball-Größen wie Schwerin wahrgenommen wird. Laura hat sich das hart erkämpft und wird jetzt für ihren Fleiß mit neuen Erfahrungen auf nationalem und internationalem Parkett belohnt. Damit ist sie ein super Vorbild für die Nachwuchsspielerinnen - besonders für unsere Emlichheimer Jugend.“
Die Frage, wie Neuwied die freiwerdende Position neu besetzt, war indes nicht ganz so einfach und so schnell zu beantworten, zumal sich das Transferfenster für einen letzten Wechsel zum heutigen 31. Januar schließt. Sportlich aber auch menschlich sollte die Spielerin zum Neuwieder U23Plus-Kader passen, mit der 1,90m großen Schwedin Linda Andersson sagte dann am Freitag die Wunschkandidatin in Neuwied zu.
Andersson war bis vergangene Woche Kapitänin beim Liganachbarn Straubing, sie bat dort um Auflösung ihres Vertrags. Die Nationalspielerin wechselte im letzten August in die Bundesliga, um sich weiter zu entwickeln. Mit mehreren Profisaisons in Schweden sowie Finnland, drei Jahren in der schwedischen Nationalmannschaft und noch mehr persönlichen Titeln im Gepäck bringt Andersson ein gerütteltes Maß an Erfahrung mit. Sie wird von ihren Trainern als sehr intelligente Person und Sportlerin charakterisiert, die ein Spiel gut lesen könne. Gleichzeitig wirke sie im Team mit ihrer skandinavisch-unaufgeregten Gelassenheit sehr ausgleichend. Sie selbst bleibt in ihrer Selbsteinschätzung bodenständig und sieht sich vor allem als Team-Player. „Meine größte Stärke ist es, dass ich als Spielerin stabil agiere und wenig Fehler mache. Ich weiß, was ich kann und bringe das in der Regel auch auf das Feld. Wichtig ist mir, dass mein Team eine Top-Leistung abruft, dafür gebe ich in jedem Spiel alles, was ich habe.“
Sie freue sich sehr, dass der Transfer so schnell und unkompliziert durch alle Beteiligte abgewickelt werden konnte. Sie wolle sich auf das Sportliche konzentrieren, dafür sei ihr eine Umgebung wichtig, in der sie ungestört trainieren und sich weiter entwickeln könne.
„Ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich in Neuwied die Rückrunde spielen kann. Ich freue mich auf Neuwied, bin neugierig, wie mein neues Team arbeitet und wie ich mich einbringen kann, um uns alle nach vorne zu bringen.“
Yăglioglŭ sieht in der Veränderung mitten in der Saison viele Vorteile und ist sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit seiner neuen Mittelblockerin. „Linda passt sehr gut in unser Team, wir werden von ihrer Erfahrung profitieren und sie wird uns qualitativ auf dem Feld nach vorne bringen.“
(mf / hw)