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vcn77-logo.png Die Deichstadtvolleys

Unterhaltsamer Volleyballabend

Neuwied

Auch im vorletzten Heimspiel der Abschiedssaison blieb den Deichstadtvolleys ein erhoffter Satzgewinn versagt. Beim 0:3 (16,17,17) wurden die Potsdamerinnen ihrer Favoritenrolle eindeutig gerecht.

Dennoch boten die Gastgeberinnen ihren 250 anwesenden Zuschauern einen unterhaltsamen Volleyballabend. Das lag nicht daran, dass Potsdam Trainer Ricardo Boieri in seinem 13 Spielerinnen starken Kader rotieren ließ: „Wir spielen derzeit dreimal pro Woche“, erläuterte er. „Mittwoch spielen wir auswärts im Europacup, am Sonntag in Wiesbaden, es folgt am Dienstag das Heimspiel in der Champions League. Dazu kommen immer lange Busreisen, das müssen unsere Spielerinnen auch verkraften. Deshalb brauchen wir die Rotationen!“ Abgesehen davon, dass auch die eingesetzten Potsdamer Spielerinnen mit dem knappen Budget der Deichstadtvolleys überhaupt nicht erschwinglich gewesen wären: Das Neuwieder Publikum bekam keine B-Auswahl zu sehen. Diese Erkenntnis hat sich wohl beim fachkundigen Publikum durchgesetzt, das sich auch an dem Spiel des Schlusslichts gegen das Spitzenteam zu erfreuen wusste.

Anni Hartig und Karla Fuchs beim Killerblock . Foto: Tobias JenatschekAnni Hartig und Karla Fuchs beim Killerblock . Foto: Tobias Jenatschek

Da zeitgleich die Regionalligamannschaft im Einsatz war, musste Tigin Yağlioğlu heute auf Ersatzspielerinnen aus derer Reihen verzichten. Jugendspielerin Finja Kurtz kam zu einem Kur(t)zeinsatz, Klara Single nahm wieder den gewohnten Liberaposten ein, Kristin vom Schemm verstärkte bei Bedarf die Ballannahme. Selbstverständlich waren die erfahrenen Brandenburgerinnen in allen Belangen überlegen und bestimmten den ersten Durchgang beständig. Dies bedeutete aber nicht, dass sich die Neuwiederinnen in ihr Schicksal ergaben. Im Gegenteil wehrten sie sich, kämpften um jeden Ball und versuchten, oft erfolgreich, mit Aufschlägen Druck auf die Gäste auszuüben. Dabei sprangen für Neuwied etliche gelungene Blockaktionen und erfolgreiche Angriffe heraus, die vom Publikum jeweils gebührend gefeiert wurden. So z.B., als Maya Sendner Schnellangriffe verwandeln konnte oder Youngster Amelie Strothoff, später zur besten Neuwieder Spielerin gewählt, sich mutig mit dem gegnerischen Block auseinander setzte. Letztlich waren es aber doch die Potsdamer Überlegenheit im Block, das größere Schlagrepertoire gepaart mit einem Killerinstinkt, die schon im 1.Satz (16:25) den Ausschlag gaben.

Karla Fuchs und Laura Broekstra dürfen sich über einen mutigen Auftritt ihrer Mannschaft freuen. Foto: Tobias JenatschekKarla Fuchs und Laura Broekstra dürfen sich über einen mutigen Auftritt ihrer Mannschaft freuen. Foto: Tobias JenatschekDie Neuwieder Mannschaft hatte unmittelbar nach Bekanntgabe der Insolvenz angekündigt, die Bundesliga „erhobenen Hauptes“ verlasen zu wollen. Der Ankündigung blieb man auch in den Folgesätzen nichts schuldig. Routinierter Überlegenheit setzte man Kampfgeist entgegen, zeigte so als Gemeinschaft Charakter und konnte sogar den einen oder anderen langen Ballwechsel für sich entscheiden. Zwar konnte man Potsdam auch vom Punktabstand her nie gefährden, aber doch Akzente setzen: Maya Sendner mit einem gelungenen Schnellangriff, Anni Hartig und Laura Berger mit einem Killerblock, Amelie Strothoff mit geschicktem Anschlagen des gegnerischen Blocks. Dennoch setzte sich Potsdams kollektive und individuelle Klasse durch – kurzweilige 17:25.

Mit gleichem Resultat endete auch der 3. Durchgang, der von etlichen kämpferischen langen Ballwechseln gekennzeichnet war, von denen auch die Deichstädterinnen erneut einige für sich entscheiden konnten.

Nach dem Spiel erlebte man einen müden aber zufriedenen Cheftrainer: „Eigentlich haben wir heute inklusive Amelie mit fünf gelernten Mittelblockern gespielt, eine ganz wilde Aufstellung. Wir hatten aber trotzdem Struktur im Spiel und waren auch physisch in der Lage, besonders im Block gegenzuhalten. Was soll ich der Mannschaft trotz des 0:3 nach dem Spiel vorhalten? Ich muss ein großes Lob aussprechen!“ Die jungen Spielerinnen, auch Silber-MVP Amelie Strothoff haben sich heute für weitere gute Engagements empfohlen.

Schade, dass Neuwied in Kürze die sympathische Truppe und damit den großen Sport einbüßen wird.

Am kommenden Samstag folgt beim Auswärtsspiel bei Allianz MTV Stuttgart eine weitere mission impossible und die Möglichkeit, auf der Abschiedstournee erneut Charakter zu beweisen.

Neuwieds Youngster Amelie Strothoff empfahl sich als Silber-MVP für weitere Aufgaben. Foto: Tobias JenatschekNeuwieds Youngster Amelie Strothoff empfahl sich als Silber-MVP für weitere Aufgaben. Foto: Tobias Jenatschek

Letzter Auftritt aber ist der 20. Januar, wenn die Nachbarn vom VC Wiesbaden in der RWG-Halle begrüßt werden. Die Volleyballfreunde werden es sich nicht nehmen lassen, ihrer Mannschaft für zwei Jahre mutigen Sport zu danken. „Wir werden dann am Ende vielleicht mit 0:3 verlieren, aber heute haben wir eines unserer besseren Spiele gesehen. Und um das noch mal zu sehen und vielleicht unseren ersten Satzgewinn“, sagte er an die Zuschauer gewandt, „dürft ihr in zwei Wochen ruhig noch mal kommen!“

Den Volleyballfreunden der Region dürfte durchaus klar sein, dass man dann auf absehbare Zeit mindestens 100 km wird reisen müssen, um attraktiven Volleyball in einer der drei besten europäischen Ligen zu sehen. Die Spielerinnen jedenfalls verdienen dann ob ihres Einsatzes Dank!

(hw)

Die Deichstadtvolleys:

Carla Fuchs, Amelie Strothoff, Finja Kurtz, Laura Broekstra, Laura Berger, Klara Single, Anna Hartig, Maya Sendner; Kristin vom Schemm; Trainer: Tigin Yağlıoğlu